Diskussionsrunde zur Digitalisierung an Schulen im Landkreis Dachau
Das Thema Digitalisierung ist zur Zeit in aller Munde. Schulen erstellen ein digitales Medienkonzept oder haben dies schon getan und beantragen Mittel gemäß dem Masterplan Bayern Digital II. Zusätzlich hat der Bundestag den Digitalpakt beschlossen, um Schulen mit technischen Geräten und Internetleistungen zu unterstützen.
Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL (Freie Wähler) kam am 2. Juli 2019 auf Einladung von Michael Niedermair, AKS-Kreisvorsitzender (Arbeitskreis Schule, Bildung und Sport) und CSU-Kreisvorsitzenden Bernhard Seidenath, MdL in den Landkreis Dachau.
Das Thema war:
Wo geht die „Reise“ hin, wo stehen wir in fünf Jahren, im Klassenzimmer, bei der Unterrichtsvorbereitung, in der Verwaltung, … ?
Die Begrüßung übernahm der AKS-Kreisvorsitzende Michael Niedermair und verwies u.a. auf die Veranstaltung vor etwa einem Jahr mit dem ehemaligen Kultusminister Bernd Siebler, MdL (jetzt Wissenschaftsminister), bei der der Neubau der Schule in Odelzhausen besichtigt worden ist. Die Schule wurde nach modernsten Grundsätzen gebaut und mit digitalen Tafeln, Medien etc. ausgestattet. Die Schule hat am Freitag, den 05.07.2019 von 14:00–17:00 Uhr Tag der offenen Tür. Sie lädt alle herzlich ein, die sich für moderne und digitale Lehrmethoden und Ausstattung interessieren. Nun wollten wir wissen, wie es die nächsten Jahre weiter geht.
Im Anschluss begrüßte Landrat Stefan Löwl, als Vertreter des CSU-Kreisverbandes, die Gäste und hob besonders hervor, dass es für Politiker wichtig ist, auch mit Vertretern anderer Parteien zu sprechen.
In seinem Einführungsstatement nannte der Kultusminister mehrere Herausforderungen zum Thema. Um die digitalen Inhalte im Unterricht richtig nutzen zu können, benötigt jede Schule einen direkten Glasfaseranschluss (FttB: Fibre to the Building), in allen Bereichen eine ausreichende WLAN-Anbindung. Nicht nur, dass WLAN überall verfügbar ist, sondern dass auch die entsprechende Kapazität vorhanden ist, dass alle Schüler einer Klasse mit entsprechender Geschwindigkeit arbeiten können. Die weitere Herausforderung sind die Geräte für die Schüler im Klassenzimmer. Es sollen in Bayern 50.000 digitale Klassenzimmer entstehen. Der Minister betonte aber, er wolle keine Geräte vorschreiben. Dies ist die Aufgabe der Schule, mit Hilfe des Medienkonzeptes zu überlegen, welche Geräte am sinnvollsten für die Schule sind. Dies können Laptops, Tablets, Whiteboards, Beamer, Dokumentenkameras, etc. sein. Dafür stellte der Freistaat 218 Millionen Euro für die Jahre 2018/19 und 2020 zur Verfügung. Zusätzlich stellt der Bund 778 Millionen Euro zur Verfügung (bis 2024). 95% der Gemeinden in Bayern haben bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Dies bedeutet, Bayern kann für die Digitalisierung etwa eine Milliarde Euro investieren.
Dies Summe klingt erstmal nach sehr viel Geld. Rechnet man aber diese eine Milliarde Euro auf 50.000 Klassenzimmer um, so bleiben für das Klassenzimmer gerade mal 20.000€ übrig. Baumaßnahmen und Personalkosten sind hier nicht inbegriffen. Hier muss der Sachaufwandsträger zusätzlich Mittel aufbringen. Dies kann dann deutlich mehr sein, wenn man die Infrastruktur (Anschluss des Beamers an der Decke mit Strom und Videokabel, WLAN-Accesspoints und LAN-Verkabelung, …) erst errichten muss. Auch die Wartung und Pflege der digitalen Infrastruktur muss der Sachaufwandsträger leisten.
Ein weiteres Problem ist die Anschlussfinanzierung. Wie sieht es nach 2024 aus, wenn die Geräte dann schon wieder veraltet sind und ausgetauscht werden müssen. Hier gibt es von Seiten des Landes und des Bundes noch keine Aussagen.
Der Kultusminister möchte hier zusätzlich 200 Systembetreuer für die Wartung und Pflege einstellen. Bayern hatte im Schuljahr 2017/18 4.656 Allgemeinbildende Schulen und 1.527 Berufliche Schulen, also zusammen 6.183 Schulen. Somit sind die zusätzlichen 200 Stellen ein guter Anfang, aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zudem soll für Schüler und Lehrer eine Bayern-Cloud erschaffen werden. Außerdem will er viele Schulbuchverlage mit Ihren digitalen Schulbüchern einbinden, so dass „der Fünftklässler nicht mehr mit dem schweren Schulranzen herumlaufen muss“.
Wichtig ist dem Kultusminister, dass die Technik der Pädagogik dienen muss und nicht anders.
In der anschließenden Diskussion mit den etwa 50 Veranstaltungsbesuchern aus dem Landkreis und der Umgebung waren die Hauptthemen:
• Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer
• Die zusätzlichen Kosten und der enorme Verwaltungsaufwand bei der Digitalisierung, wenn bei einer Baumaßnahme, z.B. bei der neuen Verlegung von Kabeln, ein neues Brandschutzgutachten erstellt werden muss.
• Die langen Zeiten, bis ein Antrag genehmigt wird und dann die Gelder ausbezahlt werden.
• Ausreichende WLAN-Abdeckung mit entsprechender Bandbreite für jedes Klassenzimmer und Glasfaseranschluss an der Schule. Manche Schulen, gerade in älteren Gebäuden, haben gerade einmal einen Accesspoint zur Verfügung.
• Man sollte mehr die Schüler fragen, was diese benötigen und für sinnvoll erachten, da sich viele Lehrer mit der digitalen Technik wenig bis gar nicht auskennen.
• Mehr Unterstützung der Lehrer bei der Erstellung des Medienkonzeptes, gerade wenn die Schule/Lehrer wenig mit dem Thema in Berührung stehen bzw. noch nicht die Zeit hatten, sich damit zu beschäftigen.
• Im Vergleich zu anderen Ländern, gerade angloamerikanische Länder, hinkt Deutschland und Bayern sehr weit hinterher, was die Ausstattung und Benutzung von digitalen Medien/Geräten betrifft.
• Die digitale Ausrüstung nützt wenig, wenn die Schule kein passendes pädagogisches Konzept hat und die entsprechenden Medienkompetenzen bei den Lehrern und Schülern nicht vorhanden ist.
„Wenn man einen schlechten Prozess digitalisiert, hat man hinterher einen schlechten digitalen Prozess.“
Die Diskussion wurde von den Teilnehmern sehr kontrovers und leidenschaftlich geführt und hat gezeigt, dass es viele Blickwinkel auf das Thema gibt. Nach Ende der Veranstaltung diskutierten viele Teilnehmer ohne den Minister weiter.
Als Dank überreichte der AKS-Vorstand dem Kultusminister eine kleine Stärkung.
Gesamt betrachtet war es eine sehr gelungene, informative und interessante Veranstaltung, die zwar vieles beantwortete, aber auch viele Fragen offenlassen musste. Wir warten gespannt darauf, wie sich die digitalen Klassenzimmer im Landkreis entwickeln. Wir als CSU Arbeitskreis für Schule, Bildung und Sport werden dem Minister von den Freien Wählern weiter auf die Finger schauen, ob die gesteckten Ziele so umgesetzt werden. Denn nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir die vielfältigen Herausforderungen der Digitalisierung in der Zukunft meistern.